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Zahnspangen, Einlagen, FlexTrack Titanklammern…

Chiropractic wird fälschlicherweise unter den passiven Therapieformen gelistet. Einige der wirklich passiven Methoden sind oben gelistet. Alle drei Maßnahmen werden besonders oft, wenn auch nicht ausschließlich, bei Kindern eingesetzt. Und alle drei haben eine Berechtigung.

Ausweitung der Indikation

Wenn eine Maßnahme gefunden wird die den Zuspruch der GKV findet, wie zum Beispiel die Kieferorthopädie, beginnt ein interessanter Prozess. Dieser mündet fast immer darin, dass eine Vielzahl Menschen für die dieses Verfahren vorher gar nicht in Erwägung gezogen wurde, plötzlich unbedingt behandlungspflichtig werden. Das Argument ist, dass endlich die Segnungen der neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft für Alle zur Verfügung stehen. Das wird im Bereich der Kieferorthopädie zumindest ernsthaft angezweifelt.

Das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) hat in ihren Health Technology Assessment (HTA) – Bericht Mundgesundheit nach kieferorthopädischer Behandlung mit festsitzenden Apparaten[34] unter anderen festgestellt, dass die „Kieferorthopädie als wissenschaftlich bislang unzureichend abgesichert“ anzusehen ist (…)

Wikipedia

Auch bei Schuheinlagen sieht die Studienlage im besten Falle sehr gemischt aus:

„Kinderfüße entwickeln sich in diesem Alter erst, und das passiert mit oder ohne Einlage“, so Pfeiffer. In manchen Familien hätten die Menschen einfach flache Füße, so wie es auch abstehende Ohren gäbe. Der Nutzen von Einlagen ist bei Kindern laut Pfeiffer eigentlich bei keiner Indikation ratsam. 

Süddeutsche Zeitung, 2010

Auch die Frage ob und wie ein Eingriff am Knie wirkt ist umstrittener als dies oft den Anschein macht:

Schlussfolgerungen Degenerative Knorpelschäden im Bereich des Kniegelenks sind in etwa einem Viertel der Fälle mit pathologischen Abweichungen der Beinachse (18,9% Varus; 4,2% Valgus) assoziiert. In einem hohen Prozentsatz solcher Fehlstellungen werden durch die Operateure zusätzlich zum knorpelregenerativen Eingriff zeitnah Korrektureingriffe vorgenommen. Dabei ist jedoch bislang unklar, inwieweit dies die Prognose und das Ergebnis beeinflusst.

PubMed

Nun kann man diese wissenschaftlichen Zweifel auf zumindest alle Aspekte des Lebens ausdehnen. Denn gäbe es 100% sichere Erkenntnisse wären ja keine Studien mehr nötig.

Aber hier geht es um die Gesundheit und Lebensqualität von Kindern.

Wenn von Fachärzten Hightech Untersuchungen gemacht werden und dann aufgrund dieser, angeblich objektiven da Hightech, Ergebnisse verkündet wird dass nun Einlagen, Spangen oder im schlimmsten Falle Operationen eindeutig das Beste wären, dann wird es gefährlich. Denn hier wird das (wahrgenommene) Machtgefälle zwischen Behandler und Patient ziemlich stark genutzt. Alle oben genannten Maßnahmen kann der Kunde ja nicht mal kurz ausprobieren und dann entscheiden ob er/sie das mag. Es handelt sich um jahrelange Behandlungspläne deren Nutzen wenn überhaupt erst viele Jahre später klar wird.

Ist ‚gerade‘ immer besser als ‚schief‘?

Bzw. schön gewölbt immer besser als platt? Dieser Annahme liegt eine sehr simplistische, mechanistische Weltsicht zu Grunde. Sämtliche Vergleiche lebenden Gewebes mit einfachen mechanischen Maschinen brechen recht schnell zusammen. Genau wie Forscher der künstlichen Intelligenz (KI) immer beeindruckter von den Fähigkeiten unseres Gehirns werden, so sind auch andere Wissenschaftler immer wieder erstaunt dass bei genauerem Hinsehen der Körper eine Unmenge von Möglichkeiten hat die weit über das hinausgehen was bei oberflächlicher Betrachtung erst mal ganz einfach erschien.

Folgende Fragen sollten gestellt werden:

  • Schief im Vergleich zu was?
  • Warum ist das schief? Welcher Vorgang wird hier ausgeglichen? Kann der Schiefstand einen Nutzen haben?
  • Welche Funktion wird jetzt besser bzw. welcher schmerzhafte Zustand wird inZukunft verhindert wenn der Schiefstand korrigiert wird?
  • Wie lange hält diese Korrektur an?
  • Wie genau sieht die Anwendung im Alltag aus? Ist dies in unserem Leben überhaupt praktikabel?

Es ist ganz einfach

In fast allen Fällen gilt: Schauen wir doch erstmal ob es überhaupt eine deutliche Einschränkung gibt. Und dann müssen erst einmal alle konservativen Maßnahmen, zu denen gehört die Chiropractic, sinnvoll ausgelotet werden bevor eine Entscheidung für eine krassere Methode fällt. Erst operieren und dann mal schauen was kommt macht keinen Sinn.

Fragen Sie uns bevor Sie sich entscheiden. Wir sind fachlich qualifiziert herauszufinden ob wir oder jemand anders Ihnen und Ihrer Familie am besten helfen kann.

Wir sehen uns.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?