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Op oder nicht OP, das ist bald keine Frage mehr…

Doch das chirurgisch Machbare muss in der Medizin nicht notwendigerweise die beste Lösung für die Patienten sein, da Operationen mit Risiken einhergehen.

Ärzteblatt online

Ja, dieses Thema kommt in diesem Blog öfter mal vor. Das hat unter anderem den Grund dass ich beruflich oft mit dieser Frage zu tun habe. Spannenderweise wurde dieses Thema für viele Jahrzehnte sehr unkritisch und einseitig beantwortet: Wenn eine OP möglich ist, dann sollten wir diese auch machen. Was danach kommt sehen wir dann.

Ich möchte den Bogen nicht zu weit spannen aber Chirurgie gilt immer noch als die Königsdisziplin der Medizin. Ein unheimlich steiniger Weg führt einige Ärzte zum Beruf des Chirurgen. Die technischen Möglichkeiten am Herzen, im Gehirn, an Embryonen im Mutterleib zu operieren sind sehr beeindruckend. Niemand bei klarem Verstand möchte auf den oft lebensrettenden Nutzen von Operationen verzichten.

Geplante Operationen

Abseits der lebensrettenden Notfall Operationen gibt es auch die große Menge der geplanten Eingriffe. Auch hier galt die Überlegenheit eines operativen Eingriffs lange als wissenschaftlich anerkannt und belegt.

Scheinoperationen

Im Bereich der orthopädischen Chirurgie ändert sich diese Ansicht gerade fundamental. Dieser Wandel wird durch die Freigabe von Studien erreicht die eine Schein OP mit dem vollen Eingriff vergleichen. Dies wurde Jahrzehntelang aus ethischen Gründen abgelehnt. Da wir ja zu wissen scheinen wie segensreich und unausweichlich notwendig die Operation ist, können wir es moralisch nicht vertreten den Patienten zu betrügen indem wir ihm vorgaukeln operiert worden zu sein.

Die Kniespiegelung war die erste OP bei der so starke Zweifel am Nutzen aufkamen. Also wurden hier zuerst Scheinoperationen durchgeführt. Mit dem damals vollkommen überraschenden Ergebnis dass es allen Patienten nahezu gleich gut ging. Nun kann man sagen: Aha! Das beweist ja dass die OP funktioniert! Stimmt. Aber siehe das Zitat Sam Anfang des Beitrages.

Knie, Meniskus, Schultern, Abnutzung, Knochenbruch

Seitdem wird diese Art der Studie auf weitere Gebiete ausgedehnt. Für Knie und Schultern ist die Gelenkspiegelung mit Lavage, also aufräumen und glätten der inneren Gelenkflächen soweit diskreditiert dass auch die Kassen hier nicht mehr zahlen.

Nun wurde auch untersucht ob es bei bestimmten Knochenbrüchen des Oberarmes, einer der häufigsten Brüche bei älteren Menschen, auch besser wäre nicht zu operieren. Die Ergebnisse der Studie werden im Ärzteblatt (siehe Zitat oben) zusammengefasst und kommen zu dem Schluss dass selbst bei diesem Trauma welches oft mit einer Vielzahl von Nägeln, Schrauben und Platten korrigiert und operiert wurde, die nicht-operative Versorgung ebenso gute Resultate bringt.

Deshalb gilt:

Immer wenn Ihnen bei nicht-lebensbedrohlichen Zuständen zu einer Operation geraten wird, sollten Sie mit einem oder mehreren Ärzten die Option besprechen ob auch konservativ behandelt werden könnte.

Timo Kaschel

Bleiben Sie ruhig und gesund und fragen Sie Ihren Chiropractor.

Wir sehen uns.

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