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Ein erfülltes Leben

Oma Ilse; 1923-2021

Diese Woche ist meine Oma gestorben. Ich glaube es gibt keinen optimalen Weg aus diesem Leben zu gehen, aber es gibt doch Abstufungen. Oma Ilse ist mit 97 Jahren im Bett und im Kreise ihrer Familie eingeschlafen. Keine Schmerzen, keine Intensivstation. Einfach eingeschlafen.

So wurde es mir von meiner Schwester berichtet. Ich konnte leider nicht dabei sein, da ich ca. 250 km von ‚zu Hause‘ entfernt wohne. Aber wie bei meiner Oma Martha auch, habe ich das Gefühl, dass auch Oma Ilse ein erfülltes Leben hatte. An solchen Tagen denke ich manchmal darüber nach, was ich meine Oma vielleicht noch hätte fragen können, als ich die Gelegenheit hatte. Aber tatsächlich habe ich das getan.

Mich hat die Geschichte interessiert, wie zwei Menschen die sich vor dem Krieg in Schlesien schon kannten, nach dem Krieg wieder zusammenfinden? Ohne Internet oder Telefon… Diese Geschichte hat meine Oma mir mal erzählt. Auch über die ‚alte Heimat‘ und die Irrungen und Wirrungen des zweiten Weltkrieges kenne ich einige der Geschichten. Aber natürlich nie alles. Und das ist auch nicht wichtig.

Die tollen Erinnerungen an Oma Ilse waren dick geschmierte Nutellabrote, stundenlange Würfel- und Kartenspiele, eine gut gefüllte Süßigkeitenschublade und Fernsehen gucken bis zum Testbild. Der kleine ‚Dachboden‘, die Hochbetten im Keller, das Sing-Duett mit Grete und natürlich die Festessen zu Weihnachten und zu den Geburtstagen.

Und da ist auch das, was ich bedaure; ich habe nie die Rezepte meiner Oma aufgeschrieben oder per Video aufgenommen. Schlesische Klöße, selbstgemachte Sauerkraut, gedeckter Apfelkuchen mit viel Zimt, Kasslerbraten mit lecker Soße, usw.

Die Beerdigung nächste Woche wird die Gelegenheit bieten, diese alten Erinnerungen mit allen Beteiligten wieder aufleben zu lassen. Um in den Worten von Oma Martha:

Sie hat ihren Teil gemacht.

Oma Martha

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?