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Zynischer Optimist

Widersprüche aushalten

Es ist alles eine Frage der Einstellung. Und diese grundsätzliche Sichtweise wird durch viele Einflüsse im Leben geprägt. In der derzeitigen Lage des Landes und der Welt, kann ich sehr gut überprüfen ob meine Überzeugungen oberflächlich und eindimensional sind. Oder ob sie Substanz und eine gute argumentative Basis haben.

Versagen der Institutionen

Leider können wir seit nunmehr 2 Jahren dem Versagen der Institutionen zusehen. Fehlende Koordination und ein katastrophales und katastrophierendes Messaging sind die Grundlage für meine große Enttäuschung mit der Arbeitsweise der Regierung.

Gleichzeitig ist dies für mich kein Grund:

  1. Davon auszugehen, dass die Ministerien und Verwaltungen immer weiter im gleichen Umfang versagen.
  2. Dass diese fehlende Anpassungsfähigkeit für alle Menschen in allen Ministerien gleichermaßen gilt.
  3. Anzunehmen dass die gefällten Entscheidungen aus Böswilligkeit getroffen wurden.

Die Institutionen eines Landes mit der komplizierten Geschichte Deutschlands, der zentralen Rolle in europäischer und globaler Politik und 82.000.000 Menschen, besitzen eine größere Trägheit, als mir oft lieb und verständlich ist. Mich erinnert die Regierung und auch das Gesundheitswesen immer an einen Öltanker. Wenn sich dieser in voller Fahrt befindet, dann dauert es bei recht hohem Risiko 4-6 Kilometer bis er zum stehen kommt. Den Kurs radikal zu ändern ist ein wahrscheinlich noch riskanteres Unterfangen. Jeder Mensch, der schon mal versucht hat eine größere Unternehmung in Freizeit oder Beruf zu organisieren weiß, dass es viele Interessen auszugleichen gilt. Und obwohl alle Spaß haben möchten kann es in einem frustrierenden Chaos enden.

Wenn mein Blick lediglich vor meine eigenen Füße fällt, sind Entscheidungen oft schneller und klarer. Ich muss ja nur den nächsten Schritt planen um nicht in einen Hundehaufen zu treten. Wie gehe ich aber vor, wenn der ganze Weg mit unregelmäßig platzierten Hundehaufen gespickt ist? Wenn ich gedankenlos herumstolpere oder straffen Schrittes losmarschiere, werde ich viele dieser Tretbomben mitnehmen. Sicher nicht das ideale Resultat.

Die Entscheidungen einer Regierung werden zwangsweise dazu führen, dass jemand in einen sprichwörtlichen Hundehaufen oder Fettnäpfchen tritt. Einfach stehenbleiben und nichts entscheiden geht nicht. Zu warten, bis alle Informationen da sind um eine perfekt ausbalancierte Entscheidung zu treffen, war in der Lage vor 2 Jahren auch unmöglich. Also hat der Tanker sich für einen Kurs entschieden und in Bewegung gesetzt. Seitdem hat sich gab es aber schon mehrere Freakwaves, Meutereien und Untiefen, die auf keiner Karte verzeichnet waren.

Leider beruhte dieser Kurs auf der Annahme, dass ‘das Volk‘ besser mitmacht und mehr Verständnis für notwendige Maßnahmen aufbringt, wenn es unter dem Druck von Ausgrenzung und Strafe in Angst versetzt wird. Dies hätte es aus meiner begrenzten Perspektive nicht gebraucht.

Interessenausgleich und Anreizsysteme

Das Ende der Pandemie ist eine politische Entscheidung.‘ Dieser Satz macht einerseits Mut; kann aber auch die blanke Verzweiflung mit sich bringen. Medizinisch ist alles getan. Impfung, Medikamente, Behandlungsstrategien, Risikobewertung und die Kalkulation möglicher schwerer Verläufe, alles ist da.

Jetzt muss ‚die Politik‘ entscheiden, wann die pandemische Notlage und die damit verbundenen Maßnahmen enden. Und damit befindet sich der Riesentanker wieder in der Bredouille. Piratenangriffe, Unstimmigkeiten bei der Crew, unruhiges Wetter, verzerrte und falsche Funknachrichten, Lotsen, die von den Ländern gesponsert werden in deren Häfen sie das Schiff leiten wollen…

Ich habe die Hoffnung, dass der Einfluss von Lobbyisten aller Art von der Einsicht geleitet wird, dass das langfristige Wohlergehen unsere Landes und der Bevölkerung, davon abhängt, dass alle Teile wieder zusammenkommen und gemeinsam nach vorne schauen. Etwas kleiner, aber immer noch existent, ist meine Hoffnung, dass es zu einer sinnvollen, objektiven und unemotionalen Aufarbeitung der Ereignisse der letzten zwei Jahre kommt. Und dass der daraus erwachsende Plan uns alle in Zukunft besser informiert, verständlicher ist und unsere Gesundheit schützt ohne einen anderen Aspekt der Gemeinschaft zu zerstören.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?