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COVID-19: Ich war naiv

Warum meine Einschätzungen oft falsch waren und wieso ich trotzdem optimistisch bin

Optimismus ist für mich die einzig sinnvolle Option, wenn ich über die Gegenwart oder die Zukunft nachdenke. Nur Menschen, die die Zukunft positiv sehen, verändern etwas. Pessimismus, Rückwärtsgewandtheit und dauerndes Gemecker führen zu Inaktivität, Stillstand und Verzweiflung.

Eine optimistische Grundeinstellung bringt aber auch einige Nachteile mit sich. Das größte Problem, welches daraus entsteht, ist die Enttäuschung. Immer wieder mal, tritt zumindest zeitweise eine Situation ein, die alles eher düster aussehen lässt. Das ist enttäuschend. Aber ich tausche es gerne gegen ein ‚Ich hab’s doch gesagt!‘ und die ständige schlechte Laune ein, die durch Pessimismus und Schwarzmalerei entstehen.

Menschen, die alles schwarzmalen, können immer wieder mal erleichtert aufatmen, wenn es unerwarteterweise doch nicht so schlimm geworden ist, wie gedacht. Das ist ein schönes Gefühl und sollte gewürdigt werden. Wenn aber alles dem Untergang entgegen rast, dann ist diese Erleichterung nur von kurzer Dauer. Und dann gibt es noch die Profiteure unter den Untergangspropheten. Als solcher kann ich es mir überhaupt nicht leisten entspannt durchzuatmen, da ich sehr stolz darauf bin und mein gesamtes Lebens- und Geschäftsmodell auf eine pessimistische und apokalyptische Weltsicht aufgebaut ist. Denn nur wenn Verzweiflung, Panik und Angst herrschen kann ich meine T-Shirts, Jod-Pillen, Bunker, Notstromaggregate, Trockennahrung, usw. vertickern.

Dann wird alles was passiert, irgendwie in dieses Untergangs-Szenario/Verschwörungstheorie hineingequetscht, und man/frau fühlt sich wieder in seiner/ihrer Panik und Verzweiflung bestätigt.

Die gesamte Situation rund um die Ausbreitung und die Gegenmaßnahmen zur COVID-19 Pandemie, haben den Pessimisten großen Aufschwung gegeben. In diesen Jahren optimistisch zu bleiben war durchaus eine Herausforderung, aber bisher sieht es gut aus. Dennoch gab es auch hier einige Rückschläge…

Hier ist eine Liste mit Themen, bei denen ich rund um die COVID-19 Pandemie enttäuscht wurde:

  • Menschen, die im Angesicht der schnellen Ausbreitung einer hochansteckenden und unbekannten Krankheit Nudeln und Klopapier horten.
  • Wie viele Menschen die Aufgabe, die Durchführung und die Anwendung von Wissenschaft missverstehen.
  • Wie viele Menschen lieber eine felsenfeste Überzeugung haben, statt ergebnisoffen und faktenbasiert zu diskutieren.
  • Wie viele Menschen sagen, dass sie ihre einmal gefasste Meinung nie ändern werden. Egal welche Fakten in Zukunft noch ans Licht kommen.
  • Wie viele Menschen es gibt, die meinen, man müsse ihnen Hochachtung ob ihrer Titel und Positionen entgegenbringen, obwohl sie bereit sind eine solche Notlage schamlos für ihren persönlichen Gewinn zu nutzen.
  • Wie viele Menschen es fertig bringen den Widerspruch zwischen dem Ruf nach einer Regierung mit einer ‚harten Hand die mal richtig auf den Tisch haut und sagt was nun Phase ist‘ und ‚vollkommener persönlicher Freiheit, immer das zu tun was ich denke‘ nicht zu erkennen.
  • Wie dauerhaft und wiederholt schlecht seitens der Verantwortlichen über die Ziele der Schutzmaßnahmen vor einer Infektion kommuniziert wurde.
  • Menschen, von denen ich weiß, dass sie äußerst tief und kritisch über bestimmte Themen nachdenken und diskutieren waren bereit beim Thema COVID-19 ungeprüft abstruse Meinungen zu übernehmen und zu verbreiten.
  • Dass Emotion und Information bei vielen Menschen den gleichen Stellenwert haben.
  • Die Idee, dass Experten immer voreingenommene Propangadisten sind, deren informierte Meinung auf keinen Fall mehr wert ist als irgendeine andere uninformierte Äußerung (Link klicken auf eigene Verantwortung).
  • Dass es zu viele Menschen gibt die glauben, dass die Regierung grundsätzlich bösartig und gegen ‚das Volk‘ gewandt ist.
  • Wie wenige Menschen überzeugt sind, dass Diskussionen, Kompromisse und an Fakten orientierten Entscheidungen die Basis für unser friedliches und produktives Zusammenleben sind.
  • Es gibt keine Verschwörungstheorie, die absurd genug wäre um sie nicht zu glauben und auf den sozialen Medien zu teilen.
  • Menschen die infowars.com als seriöse Quelle angeben, ohne das Geschäftsmodell und die widerwärtigen Äußerungen von Alex Jones zu kennen.

Leider könnte ich noch eine Weile weitermachen…

Für mich ist aber das Wichtigste, dass ich trotz aller Fehler, die begangen worden sind, weiterhin daran festhalte, dass ich Respekt vor denen habe, die Verantwortung übernehmen und sich der Aufgabe stellen schwere Entscheidungen mit unsicheren Daten zu treffen. Dass diese, teils folgenreichen Entscheidungen kontrovers und im Rückblick zweifelhaft erscheinen, ist ein normaler Teil des Prozesses. Besonders begrüßenswert, wäre es gewesen diese Entscheidungen mit konkreten Daten überprüfen und in Zukunft verbessern zu können, Aber diese Chance ist leider ungenutzt verstrichen…

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?