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Bias

Finden, was Du finden willst

Alle Menschen haben Bias. Also eine Vorstellung wie das Ergebnis eines bestimmten Ereignisses aussehen sollte. Die wissenschaftliche Methode ist die beste Idee der Menschheit, um diese Verzerrung der Interpretation des Ergebnisses in die gewünschte Richtung zu minimieren.

Um das Ganze ordentlich zu organisieren hat man die Studie erfunden. Dazu wurden sich diverse Bedingungen ausgedacht, die helfen sollen den Einfluss der eigenen Meinung zu reduzieren. Hier sind die wichtigsten dieser Eckpunkte:


In der Heilkunde legt man idealerweise fest, dass die Teilnehmer einer Studie zufällig den jeweiligen Gruppen zugeordnet werden. Das nennt man Randomisierung.

Dann sollten weder die Probanden noch die Menschen die die Untersuchung oder Behandlung durchführen wissen, in welcher der beiden Gruppen sie sind. Diese Bedingung heißt doppelt verblindet.

Die Anzahl der Gruppen ist mindestens zwei. Erstens eine Gruppe die das zu testende Medikament bekommt, Verum Gruppe. zweitens die Menschen, die eine absichtlich unwirksame Pille oder Anwendung bekommen, Plazebo Gruppe. Das ist der Plazebo-kontrollierte Teil der Bedingungen.

Wenn diese gleichen Bedingungen an mehr als einem Ort herstellt, senkt dies noch einmal die Wahrscheinlichkeit von äußeren <Einflüssen auf das Ergebnis. Diese Voraussetzung nennt sich ‚multizentrisch‘.

Jetzt haben wir alles beisammen! So bekommt man eine multizentrische Plazebo kontrollierte, randomisierte Doppel-Blind Studie. Dieses Modell wird als der Goldstandard des Erkenntnisgewinns in der Medizin bezeichnet. Es gibt nur noch eine Stufe darüber; die Zusammenfassung mehrerer dieser qualitativ hochwertiger Studien zu demselben Thema. Die Meta-Analyse. Wenn wir das Ergebnis dieser strengen statistischen Auswertung kennen, können wir uns sicher sein was hilft und was nicht. Oder?!?

Menschen

Menschen sind das Problem. Einmal natürlich die Menschen an denen diese so untersuchten und als effektiv bestätigten Behandlungen, angewandt werden. Diese reagieren oft nicht so wie es die Studiendaten vermuten lassen. Das liegt daran, dass natürlich nicht völlig randomisiert alle an einer Studie teilnehmen dürfen und können. Es gibt strikte Ein- und Ausschlusskriterien.

Dann sind da noch die Menschen, ja Wissenschaftler sind auch nur Menschen, die die Studien erdenken, durchführen und auswerten. Die haben eine Vorstellung wie das Ergebnis sein wird. In den meisten Fällen haben sie auch Geldgeber die diese groß angelegten Studien finanzieren. Und die Wissenschaftler haben eine Karriere, einen Job, Bosse, einen Ruf, usw. Ebenso müssen sie für ihre Abteilung der Uni Gelder einwerben um die nächsten Projekte zu finanzieren. Und wenn sich dann mal ein Thema in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit drängt, dann wird dieses Rampenlicht genutzt um auch die nähere Zukunft der Forschung zu sichern. Das ist völlig normal und verständlich. Aber es verzerrt die Interpretation der Studienergebnisse.

Kein Urteil

Dies alles ist kein Vorwurf oder eine Rechtfertigung für die generelle Ablehnung von wissenschaftlichen Studien in Teilen der Bevölkerung. Es ist lediglich die Realität. Und es zeigt wie wichtig es ist die legitimen unterschiedlichen Interpretationen von wissenschaftlich erstellten Datensätzen nicht als Desinformation zu verunglimpfen.
Wenn die Argumentation Löcher aufweist sollte es möglich sein, dies anhand wissenschaftlich erstellter Zahlen zu belegen. Wenn dies nicht geht, dann muss diese Sichtweise mit in die möglichen Formen der Realität mit einbezogen werden.

Und die durch die Studie ‚bewiesene‘ Hypothese muss um diesen neuen Zustand erweitert werden. Gut Wissenschaft etabliert nicht die Wahrheit, sondern produziert jeweils mehr interessante Fragen als dass sie Antworten liefert.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?