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Erwartungsmanagement

Jetzt sei mal realistisch!

Das ist ein Satz den viele junge und alte Menschen oft hören. Du hast einen Plan der etwas außerhalb der normalen Erwartungen liegt und tust diesen Plan Deinen Eltern kund: ‚Jetzt sei mal realistisch! Lern‘ lieber erstmal was Vernünftiges und dann geht‘s weiter.‘

Oder die Variante, die meine Patienten bis jetzt oft gehört haben: ‚Seien wir doch mal realistisch. Mit den Beschwerden müssen Sie jetzt leben schließlich sind Sie nicht mehr 25 Jahre alt. Außerdem habe ich das auch, und ab zu mal eine IBUPROFEN nehmen ist doch kein Thema.‘

Wenn alle Aussagen rund um Abnutzung, Körpergewicht, Lebensalter, den sitzenden Beruf, die generelle ‚Unsportlichkeit‘ usw. stimmen würden. Wenn alle diese Voraussetzungen unweigerlich zu immer weiter eskalierenden Schmerzen führen würden, dann gäbe es meine Praxis nicht.

Denn niemand geht zuerst zum Chiropractor!

Realismus + Optimismus + Kenntnis des Körpers

Bei mir ist das Glas halbvoll. Ich suche die Potentiale und die Möglichkeiten zur Verbesserung. Es ist leicht, die Stellen zu finden die schlecht funktionieren und wehtun. Aber es ebenso leicht, die Gelenke zu finden, die super funktionieren. Die können dann genutzt werden, um den angegriffenen Teilen des Körpers zu helfen.

Daher versuche ich mir immer ein Gesamtbild zu erstellen. Aus Gespräch, Untersuchung und den bisherigen Befunden. Dann gebe ich eine Einschätzung ab was wir erreichen können. Und auch wie lange das Ganze dauern wird. Und hier wird es dann oft spannend!

Es scheint erstaunlich, aber auch gebildete Erwachsene neigen bisweilen dazu, die Darstellungen auf verschiedenen Internetkanälen mit der Wirklichkeit zu verwechseln. Es spielt keine Rolle wie clever, gebildet, radikal, erfahren jemand ist oder wie blitzschnell und expertenhaft jemand adjustet. Der Körper benötigt Zeit um zu heilen. Das Gewebe muss sich regenerieren und teils neu bilden. Das Nervensystem muss registrieren, dass der nozizeptive Reiz gemindert ist um die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren. Eiweiße müssen gebildet werden, eine neue Zytokin Balance muss gefunden werden usw. usw.

YouTube, Instagram, Facebook, TikTok usw. nehmen sich nicht die Zeit diese Prozesse adäquat darzustellen. Dort geht es ‚KNACK‘ und ‚WOW‘ und dann ist alles super. Ich verstehe den Reiz solcher verzerrten Darstellungen. Denn wer möchte schon die ganze langweilige Realität als Video sehen?

Ich klinge etwas altbacken, wenn ich so etwas erkläre, aber diese überzogenen Erwartungen in die Chiropractic zu korrigieren ist immer häufiger eine meiner Aufgaben. Und zum Glück wissen die meisten meiner Patienten, dass jahrelange Beschwerden auch eine gewisse Anzeige benötigen um wieder besser zu werden.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?