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Glück und Zufall in der Wissenschaft

Es kann nicht alles geplant werden

Asthma ist im besten Falle nervig und im schlimmsten Falle tödlich. Es bestanden zu Beginn der Corona Pandemie große Sorgen um die Menschen mit Asthma.

Sind sie deutlich anfälliger für einen Atemwegs-Virus? Bekommen sie schneller Atemnot? Sind sie schwerer zu therapieren? Wird der Stress des Lockdowns und die Isolation zu Hause die Attacken verschlimmern? Und was ist mit den Triggern (Auslösern) im Haushalt?

Es wurde nicht schlimmer, sondern viel besser

Eine Pandemie, bzw. die zur Bekämpfung (immer wieder diese Kriegsrhetorik in der Heilkunde…) anberaumten Maßnahmen, sind ein Experiment ungeahnter Tragweite. Und solche generalisierten und ausdauernden Änderungen im Leben bieten auch immer eine Chance. Besonders für die Wissenschaft.

In einem sehr spannenden Artikel im ‚The Atlantic‘ beschreibt der Autor wie sich Asthmaattacken in der Pandemie deutlich verringert haben. Gegen alle Erwartungen.

Dies lag auch nicht daran, dass die Menschen sich nicht in das Krankenhaus trauten. Sie hatten einfach weniger Anfälle. Und eine Gruppe Wissenschaftler hat zufällig genau zu dem Zeitpunkt eine Studie begonnen, die Asthma in den anfälligsten Gruppen untersuchen wollte. Sie konnten diesen Abwärtstrend somit unter kontrollierten Bedingungen beobachten und dokumentieren.

“We have this paternalistic attitude in medicine,” adds Janine Zee-Cheng, a pediatrician in Indiana. “You’re noncompliant with your medicines. Or you’re not monitoring your kid’s meds. Or you’re smoking indoors.” It’s “doctor knows best”—but the pandemic has exposed how much doctors did not know.

The Atlantic

Übersetzung: In der Medizin gibt es eine paternalistische/bevormundende/vorwurfsvolle Einstellung gegenüber dem Patienten. Die ‚Schuld‘ für eine Erkrankung oder Verschlimmerung wird beim Patienten gesucht. „Du machst sicherlich etwas falsch oder Du hältst Dich nicht an unsere Hinweise“. Das Motto ist ‚Ich habe Medizin studiert und daher weiß ich was am besten für Dich ist‘ aber die Pandemie zeigt wieder einmal deutlich was Ärzte alles nicht wissen.

Bereit sein zu lernen

Die obigen Aussagen, sollen nicht suggerieren, dass Ärzte besonders wenig über Medizin wüssten oder sturer an ihren Meinungen festhalten als andere Menschen. Es zeigt sich lediglich, dass Mediziner auch nur Menschen sind, obschon mit einer höheren gesellschaftlichen Erwartung an ihre Fähigkeit und ihren Willen, neue Informationen zu bewerten und aufzunehmen.

Eine so umwälzende Veränderung im Leben so vieler Menschen muss als Möglichkeit begriffen und genutzt werden, die Dogmas zu hinterfragen und neue Erkenntnisse und Rückschlüsse zuzulassen. Das gilt für alte, liebgewonnene Glaubenssätze und Lehrmeinungen genauso wie für neuere Annahmen.

Die erste Welle der Pandemie hat alle überrascht. Das ist verständlich. Die erste Welle der Impfungen war aber keine Überraschung sondern ein nahezu global geplanter Eingriff. Die Gelegenheit, die Studien der Hersteller mit Daten aus der echten Welt zu fortzuführen, wurde in vielen Bereichen verpasst. Die Argumente sind ‚keine Zeit‘, ‚kein Geld‘, ‚keine Kapazitäten‘, ‚Notlage‘ usw.

Wenn es aber den Herstellern möglich ist, Studien aus dem Boden zu stampfen und nach geltenden wissenschaftlichen Regeln durchzuführen, sollte es der weltweiten Staatengemeinschaft auch möglich sein, die Daten aus der tatsächlichen breiten Anwendung zu sammeln und auszuwerten. Vor der ersten Impfung und spätestens 14 Tage nach der zweiten Impfdosis hätte bei einer repräsentativen Gruppe von mehreren 10.000 Menschen ein komplettes Blutbild erhoben werden müssen, um die Veränderungen durch dieses Medikament zu beurteilen. Hätten wir diese Daten, wären wir heute nicht im Blindflug, was die Boosterimpfung oder auch die Quote der ‚Impfversager‘ (Menschen die trotz zwei Impfdosen gar keine Reaktion im Immunsystem haben) angeht.

Die Annahme,

  • dass der Effekt der Impfung bei allen Menschen in etwas gleich sein soll, ist absurd.
  • dass die Impfung nach sechs Monaten universell ihre Wirksamkeit verliert, ist absurd.
  • dass wir wissen, welche mittel- und langfristigen Folgen diese Impfung in allen Altersklassen und Gesundheitszuständen haben wird, ist unhaltbar.
  • dass der nicht-eingetretene Tod der Impflinge den Erfolg der Impfung anzeigt, ist viel zu grob und ungenau.

All diese Unsicherheiten könnten wir schon wesentlich genauer beurteilen, wenn der Umgang mit den Daten ein besserer und vorausschauender gewesen wäre. Leider werden, nach dem was ich so google und lese, auch in dieser aktuellen Boosterkampagne keine exorbitanten Anstrengungen unternommen, die Datenlage deutlich zu verbessern. Wenn die Hoffnung, dass der Grund für diese unterlassenen Maßnahmen lediglich die Unfähigkeit der Entscheider ist und nicht auf böser Absicht beruht, ist, dann bedrückt mich dies mittlerweile…

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?