Blog

„Die wollen doch gar nichts ändern.“

Aber einen Versuch wäre es wert

Zeit ist unsere wertvollste Ressource. Wir sollten daher einen sorgsamen Umgang mit diesem einzigen nicht-erneuerbaren Rohstoff pflegen. Die Zeit von hochspezialisierten und langjährig auf Kosten der Allgemeinheit ausgebildeten Experten wie Medizinern wäre hier von besonderer Bedeutung.

Da stellt sich die Frage, welchen Aspekt der Gesundheitsversorgung Ärzte in den Vordergrund ihrer Tätigkeit stellen sollten? Untersuchung, Beratung, Verschreibung, Intervention (Eingriffe wie Medikamente geben, Spritzen, operieren), Prävention, Forschung, …

Die Überschrift scheint einen weithin gehaltenen Glaubenssatz zu enthalten. Die Annahme, dass Menschen sowieso nichts ändern wollen oder werden führt meiner Ansicht nach dazu, dass die Beratung und die Prävention nicht so sehr im Vordergrund der heilkundlichen Tätigkeit stehen, wie ich es mir erhoffe.

Diabetes Typ II (Lebensstil Diabetes)

Nehmen wir Diabetes Typ II als Beispiel. Dies ist eine Zustand der langsam entsteht. Die Risikofaktoren sind hinlänglich bekannt, ebenso die Gegenmaßnahmen. Dennoch haben ca. 10.000.000 Menschen in Deutschland eine so schlechte körpereigene Blutzuckerkontrolle, dass man von einer Diabetes Typ II Diagnose spricht.

Intensive Beratung über präventive Maßnahmen und auch über die Auswirkungen von gut und schlecht kontrolliertem Blutzucker in der Frühphase, könnte nahezu alle dieser ca. 500.000 Menschen pro Jahr davon abhalten in einen manifesten Diabetes Typ II zu geraten. Heutzutage gibt es eine florierende Industrie, die es immer praktischer und einfacher macht den Blutzucker künstlich zu managen. Dies zusammen mit der meiner Ansicht nach zu zurückhaltenden Erläuterung der desaströsen Auswirkungen eines dauerhaft erhöhten Blutzuckers, führen dazu, dass die Bedrohung durch Diabetes Typ II nichrt sehr ernst genommen wird.

Wenn aber Nerven und Blutgefäße dauerhaft und unumkehrbar geschädigt werden sollte jeder Mensch aufmerksam werden.

  • Dialyse
    • Dialyse ist eine massive Einschränkung der Lebensqualität und der Lebenserwartung
    • 33% aller Dialysepatienten sind Diabetiker
    • Das bedeutet nicht, dass alle wegen Diabetes an der Dialyse sind
    • Schlechte Nierenfunktion und Nierenversagen sind aber häufige Folgen des Diabetes Typ II
  • Fuß-/Beinamputationen
    • Zwischen 40.000 bis 60.000 Fuß- und Beinamputationen auf Grund von Diabetes Typ II werden jedes Jahr allein in Deutschland durchgeführt
    • Das entspricht mehr als 100 Amputationen pro Tag
  • Schlaganfall und Herzinfarkt
    • 75% der Diabetiker sterben an Schlaganfall oder Herzinfarkt
    • Die Schädigung der Arterien sind hier der Grund
    • Das Risiko ist somit 200-400% höher als in der Bevölkerung ohne Diabetes
  • Polyneuropathie
    • 46% werden wegen der Diabetes unter absterbenden Nerven besonders in den Beinen leiden
  • Sehschwäche/Blindheit
    • 8,8% der Diabetes Typ II Patienten sind betroffen

https://www.zhb.uni-luebeck.de/epubs/ediss2288.pdf

Warum schreibe ich das alles?

Die Aufgabe der Heilkunde ist es

das Leben zu verbessern.

Nicht den Tod zu verhindern.

Unbekannt

Prävention wird in unserem gesetzlichen Kassenwesen derart klein geschrieben, dass ich bei der Lektüre des Präventionsberichts der GKV schlechte Laune bekomme. (ausführlicher Podcast wird folgen…)

Wenn auch Beratung in der ärztlichen Praxis finanziell so mies vergütet wird und von den GKVen häufig beanstandet wird, dann werden die oben genannten und erschreckenden Zahlen weiter in die Höhe gehen.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?