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Oh Mann, ARTE…

… das war nix!

Ich mag ARTE. Unaufgeregt, tolle Beiträge, gut recherchiert und ausgewogen. Zumindest denke ich das, wenn ich von den Themen selber wenig Ahnung habe.

Und dann kam der Beitrag zu Heilpraktikern. Hier wurden leider die klassischen Klischees alle bedient. Ich dachte, es sei nötig eine Art redaktionelles Treffen durchzuführen bevor so ein Beitrag in die Planung geht. Und ein wichtiger Punkt sollte hier sein: Wie können wir das Problem aus einem neuen Winkel betrachten? Was können wir zu der existierenden Debatte beitragen? All das scheint hier ausgelassen worden zu sein. Ein paar Eckpunkte:

  1. Eckpunkte der Story
    1. Heilpraktiker sind Kräuterhexen, Medien und weißbekittelte Männer auf dem zweiten bis dritten Bildungsweg, die für halbesoterische Maßnahmen pseudowissenschaftliche Erklärungen liefern.
    2. Ärzte arbeiten in Universitäten und Gesundheitsämtern, recherchieren am Computer und haben starke Meinungen ohne jede Evidenz.
    3. Ein verwitweter Rentner der unerkannt bleiben möchte, der einen Heilpraktiker als schuldig am Tod seiner Frau sieht.
  2. Die große Gefahr des Diagnostik unkundigen und geldhungrigen Heilpraktikers, der eine schwere Erkrankung falsch einschätzt und damit zum frühzeitigen Ableben eines Menschen beigetragen hat.
  3. Die rationalen Ärzte, die sich zu den Fakten des betreffenden Falls nicht äußern, aber sicher sind, dass diese Tragödie durch die akademische Medizin hätte abgewendet werden können.

Mit diesem Setup wurden erstens schon diverse Beiträge für das Fernsehen gemacht, die leider zu der notwendigen Debatte über die Neusortierung der Prioritäten in unserem Gesundheitswesen nichts beitragen. Zweitens kommen alle Beteiligten, inklusive ARTE, schlecht weg.

Die Ärzte wirken weder fachkundig noch sind es glaubwürdige Praktiker, mit den für die tägliche Praxis notwendigen pragmatischen Einstellungen. Im Falle des Amtsleiters hat er sich ja mit Absicht für einen Job in der Verwaltung und gegen die Behandlung von Patienten entschieden. Hier wären die Ansichten andere Ärzte zielführender gewesen.

Die Heilpraktiker werden eben als ‘nicht-ärztliche‘ (sie wären ja gerne Ärzte aber so clever sind sie eben nicht) Heilkundler, die sich mit teils lächerlichen und teils gefährlich aussehenden Maßnahmen an den besorgten Gesunden bereichern. Die Erklärungen wirken fadenscheinig und unwissenschaftlich. Und so sollte es ja auch rüberkommen.

Ich wünsche mir eine differenziertere Betrachtung dieses wichtigen Themas. Den Patienten ist nicht geholfen wenn mehr Unsicherheit gestreut wird. Besonders nicht in dieser von Angst und Skepsis geprägten Zeit.

Mehr dazu in meinem Podcast bei ‚Die beste Entscheidung‚.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?