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Wo die Wissenschaft endet

Am Menschen

Zu behaupten, die Medizin, bzw. die Heilkunde sei eine Wissenschaft, ist nicht ganz richtig.

Es gibt einzelne Bereiche in der Grundlagenforschung, die wissenschaftlich untersucht werden können. Man könnte argumentieren, dass dies auch noch in klinischen Studien möglich ist, aber da habe ich so meine Zweifel…

Um einen Wirkstoff oder eine Methode wissenschaftlich zu untersuchen, muss ich diese definieren, eingrenzen und möglichst scharf von jedem individuell, menschlichen Einfluss trennen. Dann müsste theoretisch die reine Wirkung des Medikaments oder der Methode klar werden. So weit, so gut.

Die Anwendung am ’normalen‘ Menschen, aber ist nie wissenschaftlich. Denn hier können nur sehr wenige Faktoren aus der Vorgeschichte des Patienten überprüft und kontrolliert werden. Schon die Einnahme des Medikaments an sich wird dann oft dem Patienten selbst überlassen. Und die Compliance (wie genau hält sich der Patient an die Vorgaben) ist bei Medikamenten ca. 50%…

Versuch und Irrtum

Und das soll weder die Medizin noch andere Bereiche der Heilkunde in ein schlechtes Licht rücken. Versuch und Irrtum ist die einzig sinnvolle wissenschaftliche Methode. Laut Popper haben Menschen den großen Vorteil, dass sie große Teile dieses Prozesses in ihrem Kopf durchspielen können. Das bedeutet, dass nicht jeder Versuch mit echten Konsequenzen zu tun hat. Erst wenn wir durch geistige und theoretische Leistung viele Optionen ausgeschlossen haben, wagen wir uns an die Praxis und setzen Finanzen, Gesundheit, Reputation, die Gesundheit von uns selbst und Anderen aufs Spiel.

Dieser Vorgang, kombiniert mit kurzen Überprüfungszyklen mit klar festgelegten Messwerten, kann zu sehr nützlichen Ergebnissen führen.

Was passieren kann, wenn die falschen Messwerte genutzt werden und es keinen klaren Prozess gibt wie die Ergebnisse beurteilt werden, zeigt das Ergebnis einer Untersuchung der englischen Regierung. Hier sind zwischen dem Jahr 2000 und 2019, 200 Babies und auch einige Mütter gestorben, weil die Versorgung im Krankenhaus mangelhaft war. Laut diesem extrem umfangreichen Bericht, lag dies unter anderem daran, dass die Qualität der Entbindungsstation daran gemessen wurde wie niedrig der Anteil von Kaiserschnitten ist. Je niedriger desto besser. Also wurden viele Frauen zu extrem langen und teils gefährlichen natürlichen Geburten überredet. Die Frage, wie hoch der Prozentsatz gesunder Mütter und Babies ist, die die Station verlassen wäre die bessere gewesen.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?