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Der diagnostische Filter

Wie kommt der Chiropractor zur Diagnose?

Der Prozess der Diagnose beginnt mit „gelehrtem Raten“. Das bedeutet, dass jeder Heilkundler auf Grund des Wissens aus dem Studium und der praktischen Erfahrung aus der Praxis nicht bei Null beginnt zu überlegen. Die Möglichkeiten sind trotz dieses Vorwissens noch sehr, sehr groß. Danach kommt es zur Anwendung verschiedener Filter, um das Ergebnis präzider zu machen.

Notfallversorgung

In meiner lange zurückliegenden Zeit als Rettungssanitäter in Gifhorn, gab es ein klares Muster wie ein Patient evaluiert wurde. Die Liste mit den möglichen Diagnosen begann immer mit dem katastrophalsten. Herzstillstand, Schlaganfall, Schock, innere Blutungen, usw…

Das macht absolut Sinn,. besonders dann wenn die Patientin nicht ansprechbar ist. Mit wenig Informationen und dem Hintergrund eines Notfalls, müssen zuerst die lebensbedrohlichen Probleme in Betracht gezogen werden.

Wenn sich diese schlimmen Zustände nicht erhärtet haben, dann wurde das Spektrum möglicher Diagnosen etwas breiter und das Notfallteam konnte sich etwas entspannen.

Heilkundliche Praxis

In der normalen ambulanten Praxis, macht es keinen Sinn, an die schlimmsten und seltensten Diagnosen zuerst zu denken. Da aber das gesamte System der Medizin auf dem Erfolg der Akutversorgung beruht, hält dieses Konzept oft auch in die Praxis Einzug. Man könnte behaupten, es sei doch gut und sorgfältig wenn alle Optionen bedacht werden. Das stimmt jedoch nur unter folgenden Bedingungen:

  • Alle Untersuchungen und Tests sind frei von Nebenwirkungen
  • Alle Untersuchungen und Tests sind ohne große Wartezeiten durchzuführen
  • Die Ergebnisse aller Tests werden schnell und von einer Gruppe von Spezialisten ausgewertet
  • Es ist unendlich viel Geld da um diese Tests zu bezahlen
  • Die Verfügbarkeit von Laboren und MRT/Röntgen/CT ist sofortig erreichbar

Bei der Betrachtung dieser Bedingungen wird schnell klar, warum es keinen Sinn macht alle Optionen in Betracht zu ziehen…

Daher bietet sich folgende Version eher an:

Zuerst die wahrscheinlichsten und häufigsten Ursachen in Erwägung ziehen.

Die seltenen und absonderlichen Diagnosen werden später berücksichtigt

Diese Vorgehensweise hat viele Vorteile:

  • Wir kommen schneller und direkter zu einer Lösung Deines Problems
  • Du sparst Dir viel Zeit und dem ‚System‘ viel Geld
  • Du bekommst keine schwerwiegenden aber super-seltenen und unwahrscheinlichen Diagnosen vorgelegt (‚Es könnte auch Krebs sein…‘)
  • Die Effekte einer professionellen und gut abgestuften Behandlung helfen die Diagnose nach und nach zu verfeinern
  • Deine Reaktionen auf die Behandlung bestimmen ob weitere Tests und Untersuchungen notwendig sind

Der diagnostische Vorgang ist nämlich genau das; ein Vorgang. Es erfordert kein verschrobenes Genie à la Dr. House, der mit unheimlichen seherischen Fähigkeiten die Diagnose aus wenigen vorhandenen Informationen hervorzaubert.

Die Diagnose ist eine Hypothese, die dann durch weitere Fakten und Beobachtungen verfeinert wird. Im Prinzip kann man sich erst nach einer Behandlung absolut sicher sein, wie die Diagnose wirklich lautet. Wenn der vorher abgesprochene Behandlungserfolg eintritt, kann entweder ein neues Ziel vereinbart werden oder der/die Patient/in kümmert sich ab diesem Punkt wieder selbst um die eigene Gesundheit. Denn Hellseherei ist keine Spezialdisziplin der Heilkunde…

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?