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Was ist eigentlich … ?

Morbus Scheuermann

Jede Begriffskombination die mit ‚Morbus‘ beginnt klingt recht bedrohlich. Es ist, wie so oft in der medizinischen Fachsprache, lediglich das lateinische Wort für Krankheit. Also nichts schlimmes. Ein ‚Morbus‘ oder ein ‚Syndrom‘ fasst nur einige häufig zusammen auftretende Symptome zusammen, und gibt ihnen einen gemeinsamen Namen.

Der zweite Teil des Namens ist auf Herrn Scheuermann zurückzuführen, der dieses Erscheinungsbild zuerst in seiner Gesamtheit beschrieb.

Mit diesem Begriff wird ein Zustand der Wirbelsäule beschrieben bei dem sich entweder die Brustwirbel und/oder die Lendenwirbel eine Art Wachstumsstörung zuziehen.

Hier sind besonders die Wachstumszentren der Wirbelkörper betroffen. Diese sitzen als Ringe auf dem oberen und unteren Rand der Wirbelkörper.

  • Ursachen
    • Da haben wir gleich wieder die schwierigste Frage erwischt. Beim M. Scheuermann, wie bei vielen Erkrankungen, wird sehr akribisch beschrieben wie die Erscheinungen sich manifestieren. Aber über die Ursachen herrscht Unklarheit.
    • Der andere Name ‚Juvenile Osteochondrose‘ sagt hier genauso wenig aus. Juvenil = jugendlich; Osteochondrose = Veränderungen an Knochen und Knorpel… ‚Jugendliche Abnutzung‘ scheint auch ein Widerspruch in sich.
    • Anscheinend beginnt diese ‚Krankheit‘ mit einer andauernden Fehlhaltung. Somit handelt es sich um ungleichen Muskeltonus der Wirbelsäule der sicherlich durch sitzen stärker begünstigt wird.
    • Diese Fehlhaltung zwingt die einseitig und dauerhaft belasteten Wachstumszentren zu reagieren. Unter dauerhaftem Druck kommt es zuerst zu einer Hyperaktivität dieser Zellen no dann zu einem Absterben. Damit wächst der vordere Anteil der Wirbelkörper nicht so schnell wie der hintere. Keilwirbel entstehen.
  • Erscheinungsbild
    • Die meist männlichen Betroffenen weisen eine starke Kyphose (Buckel) der Brustwirbelsäule auf.
    • Ab wann es sich um M. Scheuermann handelt und bis wann es lediglich eine nachlässige Körperhaltung ist, bleibt unklar.
    • Die stark ungleiche Belastung zwischen vorderer und hinterer Rumpfmuskulatur kann zu vermehrten Schmerzen und Fehlbildungen der Wirbel führen. Diese werden dann als entscheidendes Merkmal genutzt um einen M. Scheuermann zu diagnostizieren.
    • Leider spielt diese Diagnose für die Behandlung keine Rolle. Höchstens für die Prognose…

Was kann man tun?

Alles was die Aufrichtung des Rumpfes fördert ist sinnvoll.

  • Weniger lange und aktiver sitzen.
  • Übungen zur Kräftigung von Latissimus, Trapezius und Gesäßmuskeln.
  • Dehnung und Therapie der vorderen Brustmuskeln und Bauchmuskulatur.
  • Gebundene Heuschreckenpose, Kobra, herausschauender und herabschauender Hund aus dem Joga.
  • Vermeidung von Sit-ups, Klappmesser und ähnlichen dynamischen Bauchmuskel Verkürzungen.

Die Diagnose Morbus Scheuermann ist keine Erklärung für Schmerzen

Die Wirbelsäule mit den Erscheinungen des M. Scheuermann ist anfälliger für Fehlbelastungen und Schmerzen als die ‚normale‘ Wirbelsäule. Aber die Veränderungen der Wirbel an sich produzieren keine Schmerzen. Dies ist ein wichtiger Unterschied.

Denn wenn ich davon ausgehe dass ich ‚Fehlbildungen‘ habe, die nicht wieder weggehen, dann gehe ich eventuell auch davon aus, dass die Schmerzen unvermeidbar sind. Das demotiviert viele Menschen und hält sie davon ab, mehr für sich zu tun.

Chiropractic und M. Scheuermann

Diese ‚Krankheit‘ sollte, ja muss, von chiropractischen Behandlungen behandelt bzw. begleitet werden. Es gibt einige Probleme der Wirbelsäule, besonders die entzündlichen rheumatischen Zustände, bei denen es gewisse Einschränkungen für chiropractische Behandlungen gibt. Bei M. Scheuermann ist dies nicht der Fall!

Die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern und den Tonus der Muskulatur zu verbessern ist die Hauptaufgabe aller chiropractischen Behandlungen. Um dies ist in diesem Fall entscheidend. Auch die kompetente Übungsanleitung ist Aufgabe des Chiropractors. Selbst wenn ein Korsett zur Aufrichtung der Wirbelsäule angewandt wird, so ist dies lediglich eine passive Stütze. Und ähnlich wie bei Schuheinlagen, beginnen die Muskeln schon nach relativ kurzer Anwendungsdauer zu atrophieren (schrumpfen und verkümmern).

Lass‘ Dich nicht von großen und gefährlich klingenden Namen erschrecken. Suche Dir Hilfe bei einem Chiropractor, einem Trainer und, am wichtigsten, hilf Dir selbst.


Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?