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Zahlenspiele

Nein, es geht NICHT um COVID-19

Dieser Artikel im Newsletter des aerzteblatt.de, bietet eine tolle Möglichkeit sich mit einigen wichtigen Zahlen und Begriffen rund um die Themen wissenschaftliche Studien, Schmerzen, Chiropractic und Medikamente vertraut zu machen.

Antidepressiva und Schmerzen

Es ist ein ziemlich typischer Vorgang in der Medizin:

  • Es wird ein Medikament gefunden welches nach Studienlage eine statistisch signifikante (dazu später mehr…) Wirkung auf bestimmte Symptome hat. Außerdem erzeugt es keine sofortigen schlimmen Nebenwirkungen die von den Autoren notiert werden muss.
  • Das Mittel kommt auf den Markt und verkauft sich für einige Zeit gut.
  • Wenn die Umsätze geringer werden, weil beispielsweise neue Studien die Wirkung in Zweifel in ziehen, beginnt die Suche nach anderen Symptomen für die es noch keine eindeutig und klar wirksame Behandlung gibt. Idealerweise ist dieses Symptom subjektiv und kann nicht präzise gemessen werden.
  • Das Symptom Schmerzen sind hier sehr gut geeignet.
  • Man beginnt dieses Mittel nun auch auf diesen neuen Bereich anzuwenden.
  • Das Ganze nennt man dann: Off-Label Gebrauch. Bedeutet: Das Mittel wird gegen etwas anderes eingesetzt als auf der Verpackungsbeilage (Label) steht.

So geschehen bei Antidepressiva für die Behandlung von Gelenk- bzw. Rückenschmerzen. Die sogenannten SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Reuptake-Inhibitor) sollen helfen neuropathische (direkt übersetzt: von einer Erkrankung der Nerven stammende) Schmerzen zu lindern. Dies soll der Fall sein wenn eine Bandscheibe einen Nerven schädigt. Obwohl diese Wirkung weder bewiesen noch wahrscheinlich ist, stellt sich auch noch die Frage wie oft diese Art von Schmerzen überhaupt mit Rückenschmerzen zusammenhängt. Die Antwort: Es weiß keiner…

350.000.000 + 840.000.000 = 1.190.000.000

Das ist die Zahl der Menschen die in jedem Moment (Punkttuelle Prävalenz) Rücken-, Hüft-, und Knieschmerzen angeben. Für die Hersteller von Antidepressiva sind dies mögliche neue Kunden für ihre alten, Pardon, bewährten, Mittel.

Die beste Werbung für ein breiteres Publikum ist die Aufnahme dieser Behandlungsoption in eine Leitlinie. In den USA haben es die Antidepressiva in die Leitlinien zur Behandlung von Rückenschmerzen geschafft. In Deutschland zum Glück (noch) nicht. Und in Australien wurde nun mal die Wirkung dieser Antidepressiva auf Rückenschmerzen untersucht…

Statistische Relevanz vs. im Alltag spürbare Wirkung

Nach drei Monaten Antidepressiva Einnahme hat sich der Schmerz der Studienteilnehmer auf einer 100 Punkte Skala im Durchschnitt um 5,3 Punkte reduziert. Das ist sehr wenig. Aber es ist statistisch relevant und daher kann es als Erfolg vermeldet werden.

Was bedeutet statistisch relevant? Es gibt einen Kalkulationspunkt in einer Studie bei dem bei einer bestimmten Teilnehmerzahl sich der untersuchte Wert um einen bestimmten Betrag verändert. Dann erreicht das Ergebnis statistische Relevanz.

Doch ob diese Veränderung für den Patienten überhaupt spürbar ist und sich in Verbesserungen im Alltag zeigt, wird damit nicht beantwortet. Denn die sogenannte klinische Relevanz liegt oft deutlich höher als die statistische Relevanz.

Goldstandard

Egal, über welches Medikament wir reden. Bei der Behandlung von Rücken- und Gelenkschmerzen ist das Modell der Chiropractic welches in unserer Praxis angewandt wird, der Goldstandard.

  1. Gezielte chiropractische Behandlung der relevanten Gelenke und Srtrukturen.
  2. Ermutigung zur körperlichen Aktivität und Bewegung.
  3. Intensive Beratung zu den Themen Bewegung, Ernährung und Entspannung.

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