Ich tue jetzt mal so, als stehe bei allen Fragen Chiropractor und nicht ‚Chiropraktiker‘. Der mehr schlecht als recht eingedeutschte Begriff ‚Chiropraktiker’ wird nicht auf studierte Kollegen angewandt. Als Chiropractor mit 20-jähriger Berufserfahrung, maße ich mir an, die folgenden Fragen zielführend beantworten zu können. Viel Spaß!

Was genau macht ein Chiropraktiker?

• Ein Chiropractor hilft Dir Deine Lebensqualität zu verbessern. Die Eckpfeiler einer fachlich korrekten chiropractischen Behandlung sind: Gespräch, Untersuchung, mündliche und schriftliche Zustimmung, Behandlung und Beratung. Am bekanntesten sind Chiropractoren für gezielt Impulsbehandlungen Deiner Wirbelsäule und anderer Gelenke. Diese hocheffiziente Maßnahme wird fälschlicherweise oft ‚Einknacken’ oder ‚Einrenken’ genannt. Der korrekte Begriff hierfür lautet: HVLA Justierung (High-velocity, low-amplitude; zu deutsch: hohe Geschwindigkeit, niedrige Tiefe) macht die behandelten Gelenke beweglicher und führt über neurologische Reflexe zur Entspannung.

Wann sollte man zu einem Chiropraktiker?

• Es gibt keinen falschen Zeitpunkt für einen Besuch beim Chiropractor. Egal ob akut stechende oder chronisch ziehende Rückenschmerzen, vorsorglich und zur Verhinderung weiterer Probleme. Ein Chiropractor kann Dir mit Informationen und Behandlungen helfen beweglicher, informierter und entspannter zu werden. Falls Du Schmerzen hast, ist es am nützlichsten, wenn Du früh im Verlauf dieser Schmerzen zum Chiropractor gehst. Je weniger Zeit Dein Körper hatte sich an den Schmerz zu gewöhnen, desto schneller wirst Du Dich wieder mit Freude bewegen.

Ist ein Chiropraktiker sinnvoll?

• Grundsätzlich: Ja. Du wirst beim Besuch eines akademisch ausgebildeten Chiropractoren immer etwas Nützliches für Deine Gesundheit erfahren. Aber die wahre Antwort ist: Das kommt drauf an. Diese Frage ist aus meiner Sicht unvollständig. Ob der/die Chiropractor/in sinnvoll Dein Problem bearbeitet ist sehr individuell. Aber diese Frage ist in dieser Form schwer zu beantworten. Ungefähr so als würdest Du fragen: Ist ein Arzt sinnvoll? Ist ein Auto sinnvoll?

Welche Krankheiten behandelt ein Chiropraktiker?

• Schmerzen an der Wirbelsäule sind der häufigste Grund für einen Termin beim Chiropractor. Welche Krankheiten oder Zustände diese Schmerzen auslösen, findet Dein Chiropractor heraus. Im Zuge des Gesprächs, der Untersuchung und der Behandlung, deckt Dein Chiropractor mit Dir gemeinsam die Ursachen für Deine Probleme auf. Manche dieser Ursachen kann Dein Chiropractor beheben, andere müssen in Zusammenarbeit mit anderen Fachleuten abgeklärt werden.

Was kostet 1 Stunde beim Chiropraktiker?

• Die Höhe der Investition in Deine Gesundheit ist je nach Praxis unterschiedlich. Chiropractoren berechnen ihre Leistung nicht nach Zeitaufwand. Es ist die Expertise und die Erfahrung die den Wert einer Behandlung ausmachen. In meiner Praxis halten wir uns zwei Mal 40 Minuten für Dich frei um den Ursachen Deiner Probleme auf den Grund zu gehen. Liegt der Fall klar auf der Hand, geht es oft schneller. Ist Deine Krankengeschichte sehr komplex, kann es länger dauern. Eine Erstuntersuchung kostet in Deutschland ab €80 bis zu €150. Weitere Behandlungstermine sind oft günstiger, da die Ursachensuche zum großen Teil in den ersten Terminen stattfindet. 

Was ist besser Chiropraktiker oder Osteopath?

• Heilkunde ist kein Wettkampf und daher gibt es keine Bestenlisten. Um optimale Ergebnisse für Deine Gesundheit zu erzielen, müssen Du und Deine Therapeutin  einander vertrauen und gezielt zusammenarbeiten. Welche Berufsbezeichnung die Person trägt, der Du vertraust steht dabei nicht im Vordergrund.

Welche Kasse zahlt Chiropraktiker?

• Hier musst Du zwischen gesetzlicher (GKV) und privater (PKV) Kasse unterscheiden. Die Verträge bei PKV’en enthalten oft eine Heilpraktiker Kostenübernahme. Bei den GKV’en ist das Bild komplexer. Bisweilen liegt es am Wohlwollen einzelner Angestellter, ob eine Rechnung erstattet wird oder nicht. Alle GKV’en können über Satzungsleistungen Heilpraktiker Leistungen erstatten. Bitte kontaktiere Deine GKV/PKV, wenn Kostenerstattung für Dich ein wichtiges Thema ist. 

Warum zahlt Krankenkasse keine Chiropraktiker?

• Siehe oben
• Leider müssen Chiropractoren in Deutschland offiziell als Heilpraktiker auftreten. Heilpraktiker zählen für die GKV’en nicht zu den ‚erstattungsfähigen Leistungserbringern‘. Die Krankenkassen schauen hier nicht auf die Qualifikation des Einzelnen, in meinem Fall ein 5-jähriges Studium. Da Du auf dem Weg zum Heilpraktiker lediglich eine Prüfung bestehen musst ohne eine verpflichtende Ausbildung zu durchlaufen, gibt es sehr große Unterschiede im Heilpraktiker Sektor.
• Die Tatsache, dass hier pauschal geurteilt wird, steht einer verbesserten Versorgung der Menschen mit Rückenschmerzen in Deutschland im Weg. Oder wie es das Bundesgesundheitsministerium ausdrückt:
• Krankenkassen können mit einzelnen Leistungserbringern Einzelverträge abschließen. (…) Denn die unzureichende Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Sektoren stellt eines der größten Probleme des deutschen Gesundheitswesens dar.

Was passiert im Körper nach Chiropraktiker?

• Dein Körper befindet sich nach einer chiropractischen Behandlung in einem Zustand, der Heilungsprozesse begünstigt. Die behandelten Gelenke bewegen sich besser und helfen so Kräfte optimaler zu verteilen. Die Effekte einseitiger Fehlbelastungen und Schonhaltungen werden verringert. 
• Die veränderten Signale aus diesen Gelenken an Dein Nervensystem mindern Schmerzen und helfen Muskeln zu entspannen. Durch die ausgewogenere Belastung und die besser arbeitende Muskulatur bekommst Du eine bessere Balance zwischen entzündungsfördernden und – hemmenden Botenstoffen. So wird Deine Heilung auf den richtigen Weg gebracht.

Wer löst Blockaden im Körper?

• Chiropractoren sind durch Studium und Praxis darauf spezialisiert Blockaden zu finden, zu lösen und in Zukunft zu verhindern. Die chiropractische HVLA Justierung ist die sinnvollste Form der Behandlung bei Gelenkblockaden an der Wirbelsäule und anderen Gelenken. Andere Maßnahmen wie Massage und Training sind effektiver, wenn Blockaden vorher gelöst werden.

Was ist der Unterschied zwischen Orthopäde und Chiropraktiker?

• Das Wichtigste sind wieder einmal die Gemeinsamkeiten. Egal, wie der Berufstitel lautet, es geht um eine professionelle Einstellung, respektvollen Umgang und Expertise. Wenn diese Bedingungen gegeben sind, bist Du gut aufgehoben. 
• Hier sollte zwischen chirurgischer und konservativer Orthopädie unterscheiden werden. Wenn überhaupt ein Vergleich angestellt werden muss, dann zwischen Chiropractor und konservativem Orthopäden. Die Gemeinsamkeit zwischen beiden Berufen ist eine professionelle Vorgehensweise. Diese orientiert sich an den Grundsätzen der Evidenz informierten Heilkunde. Der Schwerpunkt in der Diagnostik in der Orthopädie liegt bei der Suche nach drei Dingen: Trauma (Schäden), Inflammation (Entzündung) und Tumor (Schwellung, wo sie nicht hingehört). Um Diagnosen zu stellen werden häufig MRT, CT und Röntgen sowie Laborbefunde zu Rate gezogen. Körperliche Untersuchung und Funktionstests kommen auch vor. Chiropractoren erwägen diese Schmerzursachen ebenfalls und nutzen die bestehenden diagnostischen Aufnahmen. Sie sind aber spezialisiert darauf, Funktionen im gesamten Körper zu analysieren und eventuelle Fehlfunktionen zu beheben. Orthopädische Behandlungen basieren schwerpunktmäßig auf Medikamenten und Rezepten zur Physiotherapie oder Krankengymnastik. Chiropractoren legen selbst Hand an und korrigieren die aufgedeckten Funktionsprobleme mit einer Vielzahl manueller Behandlungsmethoden. Die Empfehlung Medikamente einzunehmen, bekommst Du sehr selten von Deinem Chiropractor.

• Natürlich liegt diese Entscheidung ganz bei Dir. Zieh’ an, womit Du Dich wohl fühlst. Im Regelfall wird die Oberbekleidung bei einem Chiropractoren-Besuch abgelegt. Um ein besseres Gesamtbild Deines Gesundheitszustandes zu bekommen, wird sowohl Dein Gangbild wie auch die Grenzen Deiner aktiven Beweglichkeit untersucht. Auch Hautläsionen, Verfärbungen und Narben geben wichtige Hinweise. Einige Behandlungs- und Untersuchungsmethoden erfordern direkten Hautkontakt. Kurzärmelige und kurzbeinige Sportkleidung, die vielseitige Bewegung ermöglicht ist für eine Untersuchung und Behandlung beim Chiropractor ideal geeignet. Diese sollte eher eng anliegend sein. Auf zu knappe, bzw. zu lockere Unterwäsche solltest Du eher verzichten.