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Er hat es geschafft!

Herr E. Ernst

Ex-Professor

Der gute Herr Ernst hat mal wieder ein Buch geschrieben bzw. zusammengestellt. Diesmal nimmt er sich 40 ‚alternative‘ Therapieformen vor, und gibt uns seine Ansicht zur Wirksamkeit.

In dem dazugehörigen Softball Werbe Interview von SPIEGEL ONLINE, schafft er es meines Wissens nach zum ersten Mal lediglich die Homöopathie zu verunglimpfen. Nicht aber die Chiropractic. Das ist schon mal was…

Ich habe das Buch nicht gelesen, denn in meinem Leben gibt es besseres zu tun. Herr Ernst wird von der Presse immer wieder vorgeholt wenn es um das Thema ‚alternative‘ Therapien geht, weil er mal einen Lehrstuhl für das Thema in Exeter, England hatte. Und weil er eben leider deutschsprachig ist. Beides zusammen macht ihn zu DEM Experten.

Seine Ansichten wurden schon oft als stark tendenziös diskreditiert, aber das hält einen echten Skeptiker nicht auf.

Was will Herr Ernst uns sagen?

Er möchte uns zum wiederholten Male mitteilen, dass es nicht genügend gut gemachte Studien zu der Wirksamkeit der komplementär medizinischen Heilverfahren gibt.

Da hat er recht!

Aber warum ist das so? Aus Sicht vieler Gegner der nicht Stahl-Strahl-Chemie-Medizin, liegt diese dürftige Studienlage daran, dass die Anwender und Apologeten schlichtweg kein Interesse oder gar Angst haben diese Studien zu machen. Denn sie wissen insgeheim dass die Ergebnisse verheerend sein würden. Und dann verdienen sie ja kein Geld mehr indem sie arglose Kranke bezirzen und sie aus den Krankenhäusern in ihre Fänge locken.

Welche Art von Studienergebnissen würden in der ‚wissenschaftlichen Medizin‘ Akzeptanz finden?

Meta-Analysen von multi-zentrischen, randomisierten, Plazebo-kontrollierten Doppel-blind Studien. DSies ist der erklärte Goldstandard. Das Beste vom Besten. Hier wird alle Menschlichkeit ausgemerzt und es bleiben nur die kalten, harten wissenschaftlichen Fakten übrig, die die Menschen interessieren. Mit dieser Art der Untersuchung gibt es aber so einige Probleme:

  1. Dieses Studiendesign wurde für die Überprüfung pharmakologischer Erzeugnisse erfunden. Damit ist es nicht ohne Probleme auf andere Heilverfahren anwendbar.
  2. Die Kosten für eine solche Studie belaufen sich auf zweistellige Millionenbeträge in $ und €. Der Forschungsetat der gesamten europäischen Chiropractic beläuft sich auf ca. 3 Millionen €. Das ist problematisch.
  3. Es muss ein exakt messbarer und allseitig auch als relevant akzeptierter Wert für die statistische Analyse vorliegen. Dies ist in den alternativen Verfahren oft schwierig. Aber auch die Messwerte in den ‚medizinischen‘ Studien sind oft von zweifelhaftem Nutzen für den Patienten.
  4. Diese Gelder werden in der Medizin nicht von den Anwendern, sprich den Ärzten, zusammen gesammelt. Es sind die Pharmariesen die die Studien machen und bezahlen. Denn wenn es gut geht, wird es am Ende ein Blockbuster und macht mehr als 1.000.000.000€ Umsatz pro Jahr.
  5. Die ‚alternativen‘ Methoden sind für große Konzerne uninteressant. Denn selten wird hier etwas teures verkauft. Die Patienten werden vielmehr ermutigt sich wieder mehr selbst um ihre Gesundheit zu kümmern.

Eine neue Art der Studien

Es existiert natürlich nicht nur ein Studiendesign. Es gibt viele verschiedene. Einige davon sind wesentlich besser auf die Erforschung komplexer menschlicher Interaktionen zugeschnitten als die oben beschriebene.

Auch die Messwerte müssen keine Laborwerte sein. Es gibt auch patientenzentrierte Ergebnisse. Die relevanteste Form davon sind die vom Patienten bestimmten Endpunkte.

Sprich, was möchte der Patient durch eine Behandlung erreichen. Das gilt natürlich als zu subjektiv. Nicht wissenschaftlich.

Aber eine Wissenschaft, die ihr eigentliches Ziel, den Menschen, aus den Augen verloren hat, sollte mal wieder in sich gehen und sich neu ausrichten. Denn die Welt dreht sich weiter. In diesen Tagen schneller denn je.

Denkanstöße, Tipps und Übungen für den Alltag?